Natur für alle! – ein Slogan für den 1. Mai

Das Artensterben ist zu einer ebenso grossen Bedrohung wie die Klimakrise geworden. Ohne rasche ökologische Wende werden in der Schweiz und weltweit mehr als die Hälfte der Arten aussterben, unfruchtbare Böden schnell zunehmen und das Vogelkonzert verschwinden.

von Christoph Küffer

 

Das britische Finanz- und Wirtschaftsministerium bezeichnet die Natur als das wertvollste Kapital und spricht von einem kollektiven ökologischen Versagen. Das WEF zählt den Naturverlust zu den grössten Risiken der Weltwirtschaft. Die Wirtschaft wacht auf sobald ein Gut knapp wird. Die Lösungen sind bekannt. Es braucht eine ökologische Agrarwende. Biodiversitätsschädigende Subventionen darf es nicht mehr geben – aktuell mindestens 40 Milliarden Franken pro Jahr. Eine ökologische Infrastruktur aus bestehenden Schutzgebieten und neuen Naturflächen muss deutlich besser geschützt und ausgebaut werden. Eine solche Lebensader durch die gesamte Siedlungs- und Kulturlandschaft erfordert neue Planungs- und Baugesetze. Und es fehlt an ökologischem Wissen in der Bevölkerung.

 

Die Biodiversitätskrise betrifft die Kernanliegen einer sozialdemokratischen Politik. Gerechter Zugang zu Naturerholung bedeutet Gesundheit für alle. Vielfältige Naturbeziehungen sind das Fundament jeder Kultur und sozialen Gemeinschaft. Naturschutz ist Wirtschaftspolitik. In einer ökologischen Wirtschaft sind naturbasierte Jobs fair bezahlt und weit verbreitet. Auch die Bildungspolitik ist gefordert – mehr Ökologie auf allen Stufen: Grundschulen, Berufsausbildungen und Hochschulen.

 

Vor allem ist Naturgerechtigkeit zunehmend die Grundlage von sozialer Gerechtigkeit. Reich ist, wer im Alltag noch gesundes Wasser, Boden, Gärten und Landschaften geniessen darf. Die Umverteilung des Zugangs zu gesunder Natur hat längst begonnen – finanziert durch Gewinne aus Naturzerstörung.

 

Photocredits: Andreas Meier