Kinderfreundliche Stadt Winterthur

SP, EVP, AL, GLP und Grüne wollen der Stadt das Unicef-Label «kinderfreundliche Gemeinde» verleihen lassen. Das Postulat, das auf eine Initiative der SP zurückgeht, wurde Ende August mit einer Mehrheit an den Stadtrat überwiesen.

Die Teilnahme an dem Vorhaben «Kinderfreundliche Stadt» eröffnet Winterthur neue Möglichkeiten, verwaltungsinterne Strukturen nachhaltig kinder- und jugendfreundlicher zu gestalten und alle Beteiligten intensiver für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren.

Gewiss, Winterthur macht schon einiges in diese Richtung und in den einzelnen Departementen auch einiges richtig. Aber Kinder und Jugendliche finden in der weiterhin wachsenden Grossstadt Winterthur sehr unterschiedliche Lebensbedingungen und Lebenswelten vor. Sie bringen ganz unterschiedliche Ressourcen, Potentiale und Ideen für die Alltagsbewältigung, der sozialen, politischen und persönlichen Lebensgestaltung mit. Kinderrechte ämterübergreifend umzusetzen und die Kinderinteressen in allen Belangen mitzudenken, stellt in einer Verwaltung, die über 5200 Mitarbeitende umfasst, eine besondere Herausforderung dar.

 

Heute leben drei Viertel der Schweizer Bevölkerung im urbanen Raum, Winterthur ist ein Teil davon. Kinder sind ein Teil unserer Gesellschaft und sie haben besondere Bedürfnisse an den Lebensraum. Kinder entwickeln sich, indem sie ihre Lebensräume autonom entdecken und langsam erweitern. Sie stricken in ihrem Alltag ein Netz von Orten. In und zwischen den verschiedenen Lebensräumen unterwegs zu sein, macht Kinder eigenständig, selbst- und verantwortungsbewusst.

 

Dem steht die Siedlungsentwicklung gegenüber, geprägt durch Verdichtung, Ökonomisierung und Zweckbestimmung des öffentlichen Raums. Kinder halten sich überall auf. Im Wohnumfeld, in unscheinbaren Nischen, auf öffentlichen Plätzen oder in der Natur. Sie sind auf Strassen, Trampelpfaden und Wegen unterwegs, um von A nach B zu gelangen. Entsprechend sollten alle Räume kinderfreundlich gestaltet sein. Es reicht darum nicht, wenn Erwachsene, Kindern und Jugendlichen aus Erwachsenensicht geprägte Räume zuweisen, wie z.B. einen Spielplatz oder den Aussenraum eines Schulhauses, ohne auch vorher die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen an diesen Raum geklärt zu haben. Es ist aber nicht nur der offenkundige Raum, der einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensräume von Kindern hat. Die strukturellen Rahmenbedingungen wirken sich direkt auf den Lebensraum der Kinder aus. So ist es entscheidend, ob die verschiedenen Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Schule, Raum- und Bauplanung die Kinderrechte kennen und gewillt sind, mit anderen Departementen zusammenzuarbeiten.

 

Nicht immer haben wir Erwachsenen das Gespür für die grosse Bedeutung für den Raum für die Kinder und Jugendlichen. Oft fehlen im Alltag die Werkzeuge oder das Bewusstsein, Lebensräume für Kinder zu gestalten. Kinderfreundliche Lebensräume sind nicht nur Lebensräume für kleine Menschen. Es sind Räume für alle. Denn was für Kinder wichtig ist, nützt anderen Generationen genauso. Die kindliche Sicht fördert oft Problemstellungen, die von Erwachsenen nicht als solche erkannt werden. Mehr Grün, mehr Rückzugs- und Erholungsorte verschaffen auch Erwachsenen eine Atempause.

 

Kinder und Jugendliche sind städtische Indikatoren. Wenn wir eine erfolgreiche Stadt für Kinder bauen können, werden wir eine erfolgreiche Stadt für alle Menschen