Das Münzkabinett ist ein wichtiges Kulturerbe

Am 28. Februar 2022 beauftragte eine Parlamentsmehrheit den Stadtrat, einen Entwurf vorzulegen, um das Münzkabinett und die Antikensammlung in eine gemeinnützige Trägerschaft zu überführen. Der Bericht des Stadtrates liegt nun mit einem brauchbaren Vorschlag vor und wird demnächst im Stadtparlament behandelt.

Immer wieder steht das Münzkabinett auf der politischen Agenda. Begründet ist der aktuelle Vorstoss damit, dass das Museum ein Nischenangebot darstellt, welches auf ein sehr kleines Publikumsinteresse stosse und v.a. für ein beschränktes, spezifisches, nationales und internationales Publikum von Interesse sei. Gleichzeitig werde das städtische Budget aber unverhältnismässig stark belastet. Es wird bezweifelt, dass der Betrieb des Museums eine städtische Aufgabe sei. Keine Erwähnung findet allerdings die kulturpolitische Bedeutung.

 

Warum ist das Münzkabinett wichtig? Die Anfänge der Münzsammlung gehen auf das Gründungsjahr der Bibliothek Winterthur im Jahr 1660 zurück und die Sammlungen sind seit jeher im städtischen Eigentum. Diese sind heute im nationalen Kulturgüterschutzinventar als A-Objekt von nationaler Bedeutung aufgeführt und der Wert beläuft sich auf 58.5 Mio. Franken. Ein Grossteil der Sammlungen stammt aus Schenkungen und Vermächtnissen und sind unveräusserlich. Die Sammlungen haben internationale Bedeutung und sind als Gesamtheit einzigartig. Zudem besitzt das Münzkabinett die umfangreichste Fachbibliothek zur Münz- und Geldgeschichte in der Schweiz und ist als Bibliothek integraler Bestandteil der Winterthurer Bibliotheken.

 

Das Kulturleitbild der Stadt Winterthur aus dem Jahr 2015 bekennt sich zur Einheit in der Vielfalt. Dazu gehört als wichtiger Teil auch der Erhalt des kulturellen Erbes, welches einen entscheidenden Beitrag leistet zur überregionalen Ausstrahlung der Kulturstadt Winterthur. Es wird aber auch festgehalten, dass es zum Erhalt des Kulturerbes nötig ist, die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Sponsoren, Gönnern und nicht zuletzt mit der öffentlichen Hand (Bund und Kanton) zu intensivieren. Im Zusammenhang mit dem Münzkabinett hat der Stadtrat im Rahmen der Finanzplanung 2022-2024 bereits 2015 eine Leistungsüberprüfung in Auftrag gegeben. Dies mit der Anordnung, eine alternative Trägerschaft zu prüfen, Abklärungen der rechtlichen Vorgaben sowie der Handlungsmöglichkeiten zu untersuchen und nicht zuletzt aufzuzeigen, welche kulturpolitischen Fragen sich dabei stellen.

 

Das Gutachten kommt zum Schluss, dass von der Abgabe der Sammlungen und/oder Schliessung des Münzkabinetts abzusehen sei, da keine der Optionen eine langfristige, kulturpolitisch verantwortungsvolle Lösung verspricht. Bei der Auslagerung an eine andere Trägerschaft müsste vielmehr geprüft werden, ob externe Finanzierungsträger in der Lage sind, das Museum langfristig zu finanzieren. Es ist davon auszugehen, dass der Weiterbetrieb des Münzkabinetts nur mit finanziellen Beiträgen der Stadt gewährleistet bleibt. Dabei ist mitzuberücksichtigen, dass die Beiträge von Bund und Kanton ebenfalls abhängig sind von einer städtischen Beteiligung. Auch bei einer Auslagerung in eine andere Trägerschaft, bleibt die Stadt in der finanziellen Hauptverantwortung, weil die Sammlungen vollumfänglich der Stadt gehören. Und es ist davon auszugehen, dass die Kosten sogar steigen werden.

 

Statt einer Auslagerung schlägt der Stadtrat die Strategie «Münzkabinett light» vor, welche vorsieht, dass die Kosten bis 2025 auf einen Nettoaufwand von Fr. 650’000 jährlich gesenkt werden. Dank des Ausbaus der Dienstleistungen, ist es bereits gelungen den Eigenfinanzierungswert seit 2016 von 9.1% auf 13.5% im Jahr 2019 zu steigern. Die Erträge sollen weiter vergrößert werden und der Eigenfinanzierungswert im Jahr 2024 18.9% betragen. Dazu kommt, dass dank der «Freunde des Münzkabinetts» zusätzliche Einnahmen (über Dienstleistungen) in der Höhe von 5000 – 8000 Franken jährlich generiert werden.

 

Die Sammlungen des Münzkabinetts hängen unmittelbar mit der Geschichte Winterthurs als Industrie- und Handelsstandort zusammen und gehören zum kulturellen Erbe. Zum Erhalt der regionalen und überregionalen Ausstrahlung Winterthurs als Kulturstadt, braucht es unbedingt auch Nischenangebote wie das Münzkabinett. Es ist zu hoffen, dass die Mehrheit des Stadtparlaments dem Vorschlag des SR folgt und das Fortbestehen des Münzkabinetts auch in Zukunft gesichert bleibt.