50 Jahre Frauenstimmrecht

Es gibt was zu feiern. Am 7. Februar 1971 war es soweit, dass auch wir Frauen uns am politischen Leben aktiv beteiligen durften. Das Stimmvolk – die Schweizer Männer – stimmte damals mit 65.7% endlich dem eidgenössischen Frauenstimmrecht zu. Ein historischer Tag jährt sich dieses Jahr zum fünfzigsten Mal.

Heute ist es für mich unvorstellbar, dass es mir verwehrt wäre, zu stimmen und zu wählen, oder ich keine Chance, hätte mich im Gemeinderat Winterthur zu engagieren. Damals, vor mehr als fünfzig Jahren, kämpften Frauen und Männer dafür, dass auch die Frauen in der Schweiz endlich stimmen und wählen durften, und dass sie Aufgaben übernehmen konnten, für die man gewählt werden muss.

 

Es gab sie, die Orte, wo Frauen schon vor 1971 eine Stimme hatten. Es wurden bereits 1890 die ersten Arbeiterinnenverbände gegründet. Ich bin stolz, dass die SP an ihrem Parteitag im Jahr 1912 beschlossen hatte, sich für das Frauenstimm- und -wahlrecht einzusetzen, sicher damals schon dank der SP Frauen, welche sich lautstark bemerkbar machten. Ab 1918 gab es von linker, wie von bürgerlicher Seite drei politische Vorstösse, welche eine politische Gleichberechtigung der Frauen verlangten, leider waren diese Vorstösse erfolglos. 1959 wurde auch die erste Abstimmung zur Einführung des eidgenössischen Stimm- und Wahlrechts für Frauen mit 2/3 Mehrheit abgelehnt. Frauen aus Winterthur, Zürich und Basel marschierten zehn Jahre nach der Ablehnung des Frauenstimmrechts nach Bern. Es muss wohl eine euphorische Stimmung gewesen sein. Rund 5000 Frauen, welche sich mit Trillerpfeifen Gehör verschafften und sich mit Sprüchen auf Transparenten zur längst fälligen politischen Gleichberechtigung äusserten.

 

Diese Szenen sind im Film «Die Göttliche Ordnung» wunderbar präsent. Es war für mich unerwartet, wie sehr mich der Film bewegte. Er hat mich buchstäblich mitgenommen, zurück in diese Zeit, in der engagiert für das Frauenstimmrecht gekämpft wurde, und ich erinnerte mich an meine Gefühle der Solidarität und des Zusammenhalts während der Teilnahme am ersten und zweiten Frauenstreik.

 

Ein wichtiger Schritt zur Gleichstellung von Frau und Mann war der 7. Februar 1971, als die Stimmbürger endlich dem eidgenössischen Stimm- und Wahlrecht für Frauen zustimmten. Und es ging weiter. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter noch die Bewilligung meines Vaters brauchte, als sie sich für eine Teilzeit-Arbeitsstelle bewerben wollte. Im gleichen Jahr des ersten Frauenstreiks wurde der letzte Kanton gezwungen, das Frauenstimmrecht auf Kantonsebene einzuführen. Am 14. Juni 1991 streikten hunderttausende Frauen in der ganzen Schweiz unter dem Motto: «Wenn Frau will, steht alles still». Unvergessen ist für uns alle wohl auch der zweite grosse Frauenstreik am 14. Juni 2019, an dem unter dem gleichen Motto erneut hunderttausende Frauen und auch einige Männer die Schweiz protestierten.

 

Bis die Gleichstellung, wie sie in der Verfassung festgeschrieben wurde, erfüllt ist, setzen wir von der SP uns weiter dafür ein. Wir sind dran, hier in Winterthur und auf Kantons- und Bundesebenen. In der SP-Fraktion des Gemeinderats Winterthur politisieren neun Frauen und neun Männer. Von wirklicher Gleichstellung, gerechten Geschlechterverhältnissen, sind wir auch heute noch weit entfernt: Lohnungleichheiten sind ebenso eine Tatsache wie die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Haus- und der bezahlten Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern. Wir bleiben dran, wir alle zusammen, Frauen und Männer im Gemeinderat, im Stadtrat und wir alle in der SP Winterthur. Für eine Stadt für alle – solidarisch und kämpferisch.

 

  • Am Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, veranstaltet die SP Winterthur eine öffentliche Online-Jubiläumsveranstaltungen. Zur Teilnahme bedarf es einer Anmeldung.